Interview – Messtechnik neu definiert mit dem EM420 Thomas Zwanziger, Leiter der Business-Unit TQ-Automation, über den neuen EM420 und die Innovation zum Nulltarif.

Herr Zwanziger, vor kurzem haben Sie mit dem EM420 das Nachfolgegerät zum EM300 auf den Markt gebracht. Was darf man sich vom neuen Gerät erwarten?

Der EM420 baut technologisch auf der bewährten Basis des Vorgängers EM300 auf, hat auch volle Kompatibilität mit allen Schnittstellen des alten Geräts, ist aber eben in seinem Funktionalitätsumfang und in seinen Möglichkeiten noch einmal einige Schritte weiter und somit quasi ein neuer Maßstab in Hinblick auf Energiemanagement in der Industrie. Es ist jetzt kein reines Energy Meter mehr, sondern ein vollwertiges Automatisierungsgerät mit integrierter Energiemessung. Und das Beste für den Kunden – zum selben Preis wie davor.

Thomas Zwanziger

Mit einem Blick auf die Stärken des Geräts, wo sehen Sie den EM420 im Einsatz?

Das Gerät ist natürlich insbesondere für die Anwendung im industriellen Energiemanagement gedacht. Wobei wir die Weiterentwicklung bei allen Geräten der Energy Manager-Reihe vorangetrieben haben und so auch die Modelle EM400 (Software Development Kit) und EM410 (OEM-Produkt für den privaten Bereich) über neue Features verfügen. Der EM420 ist aber durch den großen 8 GByte Speicher wie ein dezentrales Datenarchiv zu sehen. Eine Vielzahl von Messdaten steht damit auf langer Zeit zur Verfügung. Durch den Einsatz von Sensoren kann eine komplette Messtechnik für die Stromkreise realisiert werden. Das ist signifikant preiswert und eignet sich hervorragend zur Nachrüstung in bestehende Anlagen, zumal für das Gerät bei der Installation im Elektrounterverteiler nur 4 TE Platz benötigt werden.

Was sind Ihrer Meinung nach die wohl größten Unterschiede oder auch Fortschritte, die geschaffen wurden?

Ein Highlight ist mit Sicherheit die neue Konnektivität über MQTT. Damit können übergeordnete Systeme, auch Cloud-Lösungen, schnell und sicher angebunden werden. Zudem der Funktionsumfang beim Thema Messtechnik: Die elektrischen Kennwerte werden hier kontinuierlich gemessen, der Datenspeicher kann vom Hauptgerät aber auch gezielt mit Daten der Sensoren ausgewählt werden. Dabei ist die kleinste Auflösung der Messwerte eine Minute.
Eine mögliche Anwendung ist so das „Schreiben“ von Verbrauchswerten und damit eine Möglichkeit Energieeffizienzaufgaben dokumentierbar darzustellen und umzusetzen. Durch die Registrierung bis auf 1 min genau können Maschinenlaufzeiten analysiert werden. Energiedaten können exakt zugeordnet werden. Eine CO2 Bilanz je produzierter Einheit kann automatisch erstellt werden, oder es kann die Symmetrie einfach betrachtet werden. Nicht zuletzt können neue Verbraucher gezielt auf die Phasen verteilt werden und damit wird auch eine Forderung der VDE0100 in der Energieeffizienz erfüllt.

Wenn man auf das Thema Automatisierung und Energiedatenerfassung blickt, ist auch die Messwertauflösung ein wichtiger Punkt – was hat sich da beim EM420 getan?

Mit dem EM420 können 1-Sekunden-Daten erfasst werden, heißt die Messwerte werden mit eine Auflösung von einer Sekunde abgespeichert. Das ermöglicht z.B. KI-Analysen in der Energieversorgung zu realisieren. Alle 15 Minuten wird mit der 1-Sekunden-Auflösung die Datei gefüllt. Dann werden die Daten automatisch übertragen oder auch per Email versendet. Das nächste 15 min / 1 sec wird in dieser Zeit wieder erzeugt. Erweitert werden diese Möglichkeiten durch die Trigger-Funktion. Diese arbeitet mit einer Auflösung von 200ms. Bis zu 9 Ereignisse können dann definiert werden und die Trigger werden frei zugeordnet. Ein Beispiel: Stromerhöhung auf Phase 1. Damit können Anlaufströme gezielt registriert werden. Spannungseinbrüche oder –erhöhungen stehen für die Auswertung bereit.  Durch die Vorgeschichte von 30 sec und dem Nachlauf von 30 sec können die Verläufe für Auswertungen gut verwendet werden. Auch hier kann die Anwendung einen vielfachen Nutzen bieten.

Jetzt steht die TQ-Group für Expertise in Hardware- und Softwareentwicklung – welche Basis mussten Sie hier für die neuen Features schaffen?

Wir haben das Softwarekonzept völlig neu gedacht und bieten jetzt mit den spezifischen Apps modulare Erweiterbarkeit der Funktionen des Geräts. Dafür wurde die Software auf yocto-Basis entwickelt und erstmals wurde C und C++ durch die Programmiersprache GO ersetzt. Damit haben wir alle Funktionen speicheroptimiert und konnten sie so ohne großen CPU Ressourcenbedarf umsetzen.

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