„E-Mobilität nimmt Fahrt auf – es führt kein Weg daran vorbei“ Interview mit Jörg Jungbauer, Leiter TQ-Automation, zu den Chancen des neuen Zukunftspakets der Bundesregierung

Herr Jungbauer, die Ergebnisse des Corona-Hilfspakets (offiziell Zukunftspaket der Bundesregierung) sind veröffentlicht. Wie bewerten Sie die beschlossenen Fördergelder?

Das ist ein deutliches Zeichen. Der Kunde bekommt jetzt einen erhöhten Umweltbonus beziehungsweise eine Innovationsprämie. Das kommt der Umwelt, der Wirtschaft, den Käufern und den Unternehmen gleichermaßen zugute. Für den Käufer eines E-Autos bedeutet das 3.000 € vom Hersteller und 6.000 € nach Zulassung von der BAFA (Bundesverband für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle). Zusätzlich wird die Mehrwertsteuer gesenkt. Also wirklich eine attraktive Lösung.

Nicht zu vergessen, für Dienstwagen wird die förderbare Kaufpreisgrenze von 40.000 € auf 60.000 € angehoben und ich finde auch das förderfähige Austauschprogramm "Sozial und Mobil", also die Unterstützung der gemeinnützigen Träger bei der Flottenumrüstung, sinnvoll.

Es gibt quasi keine Ausreden mehr. E-Mobilität bringt den Klimaschutz voran, besonders durch die stetigen Technologiefortschritte. Und jeder, der schon einmal ein E-Auto gefahren ist, bestätigt, wie viel Spaß man an der Fahrdynamik hat. Aber schauen wir einfach auf die Zahlen. Ein E-Auto spart bis zu 50 Prozent an Betriebskosten. Hinzu kommt die Befreiung von der Kfz-Steuer für 10 Jahre. Das ist für Privatleute bereits bares Geld, das sie über einen langen Zeitraum sparen. Für Unternehmen kommt noch ein weiterer, Vorteil hinzu. Als Dienstwagen ist das E-Auto für Mitarbeiter deutlich attraktiver als ein Verbrenner. Denn der geldwerte Vorteil für ein E-Auto beträgt nur 0,25 Prozent vom Listenpreis, im Vergleich zu 1,00 Prozent bei anderen Antriebsarten. Nur noch ein Viertel der Kosten für einen Firmenwagen. Erzählen Sie das mal Ihrer Belegschaft, dann ist doch schnell klar, wofür sie sich entscheiden.

 

Milliardenförderung und nun?

Alle Inhalte des Zukunftspakets der Bundesregierung in Bezug auf die E-Mobilität und unser Whitpaper finden Sie hier.

 

 

Keine Kaufprämie für Verbrennungsmotoren, aber eine Ausweitung der Förderungen für E-Fahrzeuge, welche Auswirkungen wird das haben?

Die Mehrwertsteuersenkung betrifft ja erstmal alle Fahrzeuge und hilft damit übergreifend. Aber wie bereits gesagt, die Vorteile der E-Mobilität sind schon enorm. Mit Sicherheit werden Lieferzeiten für E-Autos ein Thema. Aber die erhöhte Innovationsprämie gilt ja bis Ende 2021.

 

Heißt wer noch nicht an die E-Mobilität geglaubt hat, sollte es spätestens jetzt tun? 

Nicht glauben. Handeln! Und zwar jetzt. Das gilt für Firmen und für Privatpersonen. Rein wirtschaftlich gesehen heißt es, jetzt schnell bestellen oder in jedem Fall reservieren lassen.

 

Im Zuge der E-Mobilität wurde aber ja auch schon häufig die Thematik der umfassenden Herausforderungen dargestellt – sind wir in Deutschland überhaupt bereit für flächendeckende E-Mobilität? 

Ja und nein. Hier gibt es schon noch einige Hausaufgaben zu machen und man muss es differenziert sehen. Die heutigen E-Autos haben eine Reichweite von 200 bis 300 km, teilweise bis zu 400 km. Durchschnittlich wird ein Auto in Deutschland rund 14.000 km im Jahr bewegt und legt rund 16 km täglich zur Arbeit zurück. Etwa 60 Prozent der Erwerbstätigen nutzen das Auto für die Fahrt zur Arbeit, davon etliche Pendler. Am Beispiel München wird das ersichtlich. Rund 400.000 Pendler sind täglich unterwegs - die einfache Fahrt mit 50 km ist keine Seltenheit.

Wir beispielsweiße wohnen in Dießen am Ammersee und mein Sohn pendelt jeden Tag mit dem Auto. Das sind allein 120 km am Tag. Das schafft er mit der Batteriekapazität. Bei seinem Arbeitgeber kann er kostenfrei nachladen. Das ist ein Zukunftsmodell und wird sich auch durchsetzen. Arbeitgeber können die eigene Flotte sowie die E-Autos der Belegschaft auf dem Firmenparkplatz zukünftig zu geringen Kosten laden. Dazu kommt natürlich, dass man sein Fahrzeug auch zu Hause über Nacht ausreichend laden kann. 

In Sachen Ladeinfrastruktur haben wir noch einiges vor uns. Aber die dafür vorgesehenen 2,5 Milliarden im Zukunftspaket der Regierung zeigen ja, dass diese Erkenntnis auch in der Politik angekommen ist.

DM100-System


Der Schlüssel liegt also in der Ladeinfrastruktur – was muss Ihrer Meinung nach getan werden, um diese Milliardenförderung hier jetzt richtig einzusetzen? 

Hier geht es ja vor allem um öffentlich zugängliche Ladesäulen. Die Gelder müssen richtig verteilt werden und von den Kommunen eingesetzt werden. Hier wünsche ich mir bei den Gemeinden einfach weniger Trägheit in der Umsetzung. Wenn ich bei mir in der Region schaue, dann muss ich 15 Minuten fahren, bis ich irgendwo die Chance habe, überhaupt öffentlich zu laden.

Jörg Jungbauer

Jörg Jungbauer - Leiter TQ-Automation

Und natürlich muss auch im privaten Bereich mit Infrastruktur vorgesorgt werden. Im Einfamilienhaus wird geladen und im Mehrfamilienhaus wird es das zukünftig auch. Da ist das Ganze etwas komplexer, aber wir haben dafür bereits Lösungen, etwa die von TQ-Automation.

Zusammengefasst: Arbeitgeber, Industrie und Gewerbe werden Lademöglichkeiten zur Verfügung stellen und sollten sich mit den Themen Lastmanagement und dynamischem Lademanagement auseinandersetzen. Das Argument „Bei uns gibt es aber keine E-Tankstelle“ zählt dann nicht mehr. Stattdessen muss die Parole lauten „Wir bauen uns jetzt selber eine“.

 

Wer jetzt an ein E-Auto denkt, sollte also auch die Ladesäule mit einplanen? 

Ja, denn nicht nur der Kauf eines Elektroautos ist wichtig, sondern auch, dass der Käufer sich über die Ladeinfrastruktur Gedanken macht. Zum Beispiel im Ein- oder Mehrfamilienhaus. Immerhin haben wir davon fast 16 Millionen in Deutschland.

Im Internet werden hier oft vermeintliche Schnäppchen angeboten. Der Kunde ist aber oft kein Fachmann und bereut seine Kaufentscheidung dann später, weil er mit der gekauften Wallbox allein nichts anfangen kann. Also worauf kommt es an? Um eine Ladeeinrichtung zu Hause zu betreiben, ist eine Regelung erforderlich. Das macht etwa unser TQ-Automation Energy Manager EM410 im Haus.

Ein Beispiel: Ihr Haus hat eine 50 A Absicherung je Phase, umgangssprachlich auch „Panzersicherung“ genannt. Jetzt ist noch eine Wärmepumpe installiert. Der Heizstrom hat 3 x 25 A. Üblicherweise ist der Rest mit 35 A je Phase (oder ein wenig höher) abgesichert. Die Ladeeinrichtung hat jetzt 22 kW, also 32 A. Sie sehen schon, jetzt wird’s eng. Kochen mit dem Elektroherd fällt dann aus und auch Waschen, Trocknen und Spülen zur gleichen Zeit geht nicht. Das sind ja schon mindestens 20 A auf der einen Phase. Das Induktionsfeld braucht maximal 32 A. An Ihren Föhn und den Fernseher noch gar nicht gedacht.

Energieautomatisierung, zum Beispiel mit unserem EM410, ist da der Schlüssel. Er regelt die Ladeeinrichtung immer in dem Bereich, der gerade machbar ist. Nachts steht dann üblicherweise die volle Leistung zur Verfügung. Zusätzlich startet er auch den Ladevorgang, wenn die PV-Anlage den Ladevorgang unterstützt oder sogar alles übernimmt. Der Anwender "tankt" dann zum Nulltarif.

Energy Manager EM410

Zudem ist die Regelbarkeit wichtig und der Käufer muss das Thema Fehlerstromschutzschalter beachten. Das kann dann getrennt zur Ladeeinrichtung nochmals 300 € bis 500 € kosten plus der Preis für den Einbau. Wirklich wichtig ist also eine gute Beratung, deshalb bilden wir bei TQ auch unsere Systempartner umfassend aus, damit beim Kunden alles passt.

 

Gilt das auch für das Gewerbe?

Ja natürlich. Hier kommt sogar hinzu, dass das Lademanagement unbedingt herstellerunabhängig sein sollte. Sonst bindet man sich mit der ersten installierten Ladesäule auf Dauer direkt an einen Hersteller. Unser System automatisiert große Anzahl von Ladeeinrichtung auf dem Parkplatz. Individuell und über verschiedene Fabrikate hinweg, kombinieren wir das Ganze sogar noch mit dem Lastmanagement fürs Gebäude. Tolle Lösungen sind so bereits entstanden. Für Arbeitgeber aber natürlich auch in Hotels und für viele weitere Anwendungen. Und so klappt das dann auch mit der Ladeinfrastruktur.

 

Ihr Fazit abschließend?

Jetzt nimmt die E-Mobilität richtig Fahrt auf und es führt kein Weg mehr daran vorbei. Und ich persönlich bin stolz, dass wir bei TQ-Automation die technologischen Grundlagen für sichere und flexible Ladeinfrastruktur entwickelt haben – und das als inhabergeführter Mittelständler, komplett hier in Deutschland, von der Entwicklung bis zur Fertigung.

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